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Meet the Team – LL.M. und Secondment

Meet the Team – LL.M. und Secondment

In dieser Ausgabe treffen wir drei unserer Associates “online” zu einem Austausch über ihre Auslanderfahrungen. Xavier Grivel, Anwalt im M&A-Team, hat gerade seinen LL.M. an der Stanford Law School in Kalifornien abgeschlossen und arbeitet nun für ein Jahr als Foreign Associate bei einer führenden New Yorker Anwaltskanzlei. Auch Susanne Brütsch, Anwältin im Bereich Litigation, arbeitete bis vor kurzem in einer renommierten New Yorker Kanzlei. Nick Mezger, ebenfalls M&A-Anwalt, hat vor einigen Monaten sein LL.M.-Studium an der University of Cambridge begonnen. Die drei erzählen über ihren etwas anderen Alltag fernab der Schweiz.

Published: 2 May 2025

Published: 2 May 2025

Tino Warum habt ihr euch für ein LL.M.-Studium entschieden, und warum in den USA bzw. im Vereinigten Königreich?

Xavier Ich wollte die Chance eines längeren Aufenthalts im Ausland unbedingt wahrnehmen. Einerseits werten ein LL.M.-Studium und Arbeitserfahrung im Ausland den Lebenslauf enorm auf, andererseits wollte ich auch einfach neue Leute aus anderen (juristischen) Kulturen kennenlernen. Ich war bereits vor meiner Substitutenzeit für einige Monate in England und so entschied ich mich diesmal für ein anderes Land – einen anderen Kontinent.

Tino Du warst in Stanford – war dir von Anfang an klar, dass du dort studieren möchtest, oder hast du dich an mehreren Universitäten beworben?

Xavier Ich hatte mich an fünf U.S.-Universitäten beworben. Für Stanford entschied ich mich dann, weil zu diesem Zeitpunkt bereits klar war, dass ich danach für eine Zeit in New York arbeiten würde. So konnte ich sowohl die West- als auch die Ostküste kennenlernen. Ausserdem hat mir zugesagt, dass die Klassen in Stanford relativ klein und überschaubar sind.

Tino Nick, du bist in England, besser gesagt in Cambridge – wieso England und wieso LL.M.?

Nick Natürlich waren es auf der einen Seite karrieretechnische Überlegungen. Andererseits tut auch einfach ein Tapetenwechsel gut – nachdem ich bereits einige Jahre in die Arbeitswelt eingetaucht war, freute ich mich auch auf das Studentenleben und auf neue, internationale Kontakte. Auch bei mir stand neben England die USA zur Debatte. Meine Entscheidung traf ich aufgrund mehrerer Faktoren. Einerseits hatte ein guter Freund von mir in Cambridge studiert und davon geschwärmt, anderseits gefällt mir London persönlich sehr. Gleichzeitig war die politische und wirtschaftliche Stimmung in den USA bereits aufgeheizt, was zwar nicht der ausschlaggebende Punkt war, aber doch ein bisschen zu meiner Entscheidung beigetragen hat.

Tino Susanne, du warst nicht im LL.M., sondern hast dich entschieden, direkt Arbeitserfahrungen in einer ausländischen Kanzlei zu sammeln – weshalb?

Susanne Ursprünglich hatte ich geplant, einen LL.M. zu absolvieren und den Bewerbungsprozess auch bereits angestossen. Allerdings war für mich von Anfang an klar, dass ich vor allem praktische Erfahrungen sammeln möchte – idealerweise im Rahmen eines Secondments. Besonders gereizt hat mich dabei die USA: Das Land hat mich schon immer fasziniert, und gleichzeitig war es weit genug entfernt, um wirklich mal rauszukommen, neue Perspektiven zu gewinnen und einen echten Tapetenwechsel zu erleben.

Tino Auf deine Erfahrungen im Secondment komme ich später noch einmal zurück. Vorher meine Frage an euch, Xavier und Nick: Was waren eure Erwartungen an das LL.M. und in wie weit haben sich diese bestätigt?

Nick Im Arbeitsalltag steht man oft unter Zeitdruck. Arbeitsprodukte müssen schnell erstellt oder angepasst werden. Meine Erwartung an das LL.M war, wieder kurzzeitig das Privileg zu haben, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen und tief in die Materie einzutauchen – so wie ich das bereits von meiner Zeit als Doktorand kannte.

Xavier Ich hatte eigentlich keine konkreten Erwartungen an das LL.M. Ich war aber gespannt auf den Universitätsalltag in einem anderen Land. Ich habe mich deshalb bewusst dazu entschieden, auf dem Campus zu wohnen und so in das U.S. Studentenleben einzutauchen. Dadurch konnte ich sehr viel Zeit mit meinen Kommilitonen und Kommilitoninnen verbringen. Die Art und Weise, wie in den USA Vorlesungen gehalten werden, unterscheidet sich relativ stark von unserer. Es gibt das sogenannte “Cold Calling”, bei welchem der Professor unvermittelt einzelnen Studierenden Fragen stellt. Je nach Professor kann eine ungenügende Antwort dann einen negativen Einfluss auf die Schlussnote haben, weshalb man sich viel besser auf die Vorlesungen vorbereiten muss. Ein weiterer Punkt, den ich als sehr positiv empfand, war, dass ich durch meine vorgängige Arbeitserfahrung während des LL.M. genau wusste, welche Themenbereiche mich interessierten. Im LL.M. konnte ich so die Vorlesungen viel konkreter nach meinen Interessen aussuchen.

Nick Ich habe zwei Kurse, “International Financial Law” und “The Economics of Law and Regulation”, bei denen der Professor resp. die Professorin mich besonders beeindrucken. Der Finance Professor hatte zwanzig Jahre lang das Finance Team von A&O Shearman beraten. Die erste Vorlesung startete er mit einer prägnanten Zusammenfassung der grossen Finanzkrise 2007/2008. Ich sass zwei Stunden dort und war fasziniert vom Inhalt wie auch vom Stil dieser Vorlesung. Auch die Professorin im Kurs “The Economics of Law and Regulation” gestaltet ihre Vorlesungen sehr lebhaft und spannend und benötigt dazu weder Folien noch andere Hilfsmittel. Die Art und Weise des Lehrens, die Didaktik und wie beide alles auf den Punkt bringen können, ist beeindruckend.

Tino Was sind die Hauptunterschiede der juristischen Ausbildung an den Universitäten im Ausland, verglichen mit der Schweiz? Nick, du hast bereits angetönt, dass vermehrt Praktiker lehren, was ist sonst noch anders?

Nick Der Vorlesungsstil ist interaktiver und gleicht eher einem Diskurs. Die Studierenden sind in der Regel besser auf die Vorlesungen vorbereitet. Oft scheint es gar keinen roten Faden zu geben, die Vorlesung gleicht eher einer Unterhaltung, die sich in verschiedene Richtungen entwickeln kann. Das Zusammenspiel zwischen Professor und Studierenden ist stärker ausgeprägt.

Xavier In den USA erlebe ich das genauso. Teilweise musst du zur Vorbereitung einer Vorlesung bis zu 200 Seiten lesen. Dafür bist du dann bereits in der Thematik drin und kannst dich einbringen.

Tino Liegt das aber nicht auch an den Studierenden selber? Du hättest dich ja auch während deines Studiums an der Schweizer Uni besser vorbereiten können?

Xavier (lacht) Ja klar, das hätte ich sicherlich. Hier in den USA hast du einfach keine andere Wahl, wenn du das Studium schaffen willst. Auch deine Kommilitonen sind immer sehr gut vorbereitet – das erhöht den Druck.

Tino Kommen wir zum Secondment: Susanne, was waren deine grössten Herausforderungen während deiner Zeit als “Foreign Associate” in New York und wie hast du die gemeistert?

Susanne Die erste Herausforderung stellte sich mir bereits vor dem Stellenantritt. Ich war zuvor noch nie in New York und man hatte mir gesagt, es mache keinen Sinn, aus der Schweiz aus eine Wohnung zu suchen. Ich bin also zehn Tage vor Stellenantritt nach New York gereist und musste mich sofort auf Wohnungssuche begeben. Zum Glück ging das dann aber ganz schnell. Einen Tag nach der Wohnungsbesichtigung konnte ich bereits einziehen – zwar im 5. Stock und ohne Lift und ohne Möbel – dafür im schönen Greenwich Village. Natürlich war ich auch vor meinem ersten Arbeitstag etwas nervös. Die packende und inspirierende Begrüssungsrede des Managing Partners und die sympatischen Mitarbeitenden liessen diese Nervosität aber schnell verschwinden und man hat sich sofort wohl gefühlt. Auch im Team wurde ich herzlich aufgenommen. In einer New Yorker Kanzlei ist nicht nur die Dynamik ganz anders als in einem Zürcher Büro, auch das Rechtssystem ist grundlegend anders. Das war anfangs natürlich eine Herausforderung. Mit der Zeit erhält man aber immer mehr Einblick und erkennt auch Parallelen zum heimischen Rechtssystem.

Tino Wie sieht es bei dir aus, Xavier?

Xavier Die ersten zwei Monate waren noch relativ ruhig. Das war aber wohl nur die Schonfrist – mittlerweile habe ich sehr viel zu tun. Unter anderem beeindrucken mich die “Pace”, mit welcher eine Transaktion hier zum Signing und Closing gebracht werden kann, sowie das grosse Transaktionsverständnis der Spezialisten-Teams aus den anderen Fachgebieten wie Arbeitsrecht, IP etc.

Tino Susanne, welche Arbeit oder welcher Fall hat dir während deiner Zeit in New York besonders gefallen?

Susanne Ich hatte die Gelegenheit, an einer umfangreichen Investigation mitzuarbeiten und einen wesentlichen Teil des Abschlussberichts mitzuverfassen. Besonders spannend – und für mich persönlich ein aussergewöhnlicher Fall – war ausserdem ein Pro-Bono-Mandat, das ich für einen Partner mitbetreuen durfte. Dabei haben wir einer Pferdetrainerin geholfen, ihre Unschuld zu beweisen, nachdem der Verdacht aufgekommen war, sie habe ihrem Rennpferd verbotene Substanzen verabreicht.

Tino Hat während eurer Zeit im Studium oder im Secondment etwas eure Sicht auf das Schweizer Recht verändert?

Xavier Mein Eindruck ist, dass hier die wirtschaftlichen Zusammenhänge mehr in die Rechtswissenschaften mit einfliessen und das wirtschaftliche Verständnis allgemein grösser ist. Immer wieder wurde in den Vorlesungen darüber diskutiert, wie der Markt auf gewissen Gesetzesänderungen reagieren könnte und was die Folgen sein könnten – das kannte ich so nicht.

Nick Allgemein finde ich, dass das vernetzte Denken mehr gefördert wird. Einerseits natürlich in den Vorlesungen selber, aber auch im ganzen universitären Kontext. Hier in Cambridge gibt es beispielsweise die “Cambridge Union” – ein Debattierclub. Dieser veranstaltet regelmässig Debattierabende zu diversen Themen mit namhaften Gästen. Diese Abende werden jeweils von mehreren hundert Studierenden besucht. Eine sehr gute Plattform, wie ich finde.

Tino Was würdet ihr anderen raten, die ebenfalls in Betracht ziehen, ein LL.M. oder ein Secondment zu machen? Was sind eure Tipps?

Susanne Unbedingt machen! Wenn du die Möglichkeit hast, diese Auslanderfahrungen zu machen, dann solltest du nicht zögern – es ist eine einmalige Erfahrung.

Nick Ich finde es wichtig, möglichst viele Berührungspunkte mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zu finden, denn das ist es, was diese Zeit wirklich unvergesslich macht. Die Universitäten bieten für das Kontakteknüpfen viele Möglichkeiten. Es gibt diverse Clubs, Sportmannschaften und ausserschulische Aktivitäten.

Tino Und wie sollte man eurer Meinung nach die passende Uni auswählen?

Xavier Natürlich möchte man die Chance nutzen, an einer Top-Universität zu studieren – das LL.M. ist teuer und der Nutzen ist nicht zuletzt die zusätzlich ausgewiesene Ausbildung. Da macht es sich natürlich gut, an einer Top-Uni studiert zu haben. Von denen gibt es aber glücklicherweise viele und so kann man doch auch noch entscheiden, was einem geografisch eher zusagt.

Tino Du hast es gerade angesprochen, Xavier: Den LL.M. machen viele aus karrieretechnischen Überlegungen. Denkt ihr, der Abschluss und/oder das Secondment werden euch beruflich weiterbringen und wenn ja inwiefern?

Susanne Persönlich hat mich die Erfahrung definitiv weitergebracht – der Tapetenwechsel und die vielen neuen Eindrücke haben mir gutgetan. Auch beruflich war der Aufenthalt sehr bereichernd: Ich glaube, ich habe nun ein etwas besseres Verständnis dafür gewonnen, wie unsere U.S.-Klientinnen und -Klienten arbeiten und wie sie denken. Besonders wertvoll sind auch die Beziehungen, die ich vor Ort knüpfen konnte – sowohl mit den Mitarbeitenden der Kanzlei als auch mit den zehn anderen “Visiting Lawyers” aus aller Welt. Wir sind noch immer in regelmässigem Kontakt.

Tino Xavier, wie viele Foreign Associates seid ihr?

Xavier Wir haben keine fixen “Klassen”. Es ist ein Kommen und Gehen unter den ausländischen Anwälten. In der M&A-Abteilung haben wir eine “Latin American Practice” und daher sehr viele Associates aus Mittel- und Südamerika. In meiner “Domestic M&A”-Abteilung sind wir drei ausländische Associates.

Tino Susanne, ist es dir schwergefallen, wieder in die Schweiz zurückzukehren?

Susanne Ich kam mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Einerseits freut man sich auf sein gewohntes Umfeld, auf die Heimat, andererseits verlässt man diese Bubble, die neuen Freunde und eine Stadt, die einem richtig ans Herz gewachsen ist.

Tino Xavier und Nick, freut ihr euch auf eure Rückkehr?

Xavier Ja, das tue ich. Es fühlt sich hier an wie eine sehr lange Pause abseits der Heimat und des Alltags. Das ist zwar etwas Schönes, aber ich freue mich auch wieder auf mein gewohntes Umfeld. Nichtsdestotrotz bleiben mir immer noch fünf Monate in den Staaten, die ich in vollen Zügen geniessen und von denen ich möglichst viel profitieren möchte.

Nick Das mache ich genauso – man sollte diese Zeit im LL.M. auch als Auszeit nutzen, einfach im Hier und Jetzt leben und die Eindrücke auf sich wirken lassen.

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